Wie aus der “Wunderbox” eine echte Erfolgsstory wurde

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Wie aus der “Wunderbox” eine echte Erfolgsstory wurde - Gespräch zum Thema "Startup-Kommunikation"

Viele Konzerne, Mittelständler und Organisationen suchen den Kontakt zu Jungunternehmen, um frische Ideen und neue Geschäftsmodelle kennenzulernen. Aber wie kommuniziert man richtig mit Start-ups? Die Landesgruppe Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland fühlte zwei Praktikern aus der Gründer-Welt auf den Zahn. Und erfuhr, dass Kommunikation mit jungen Entrepreneuren eigentlich nicht schwer ist… aber irgendwie dann doch.

Eine gute (Geschäfts-)Idee zu haben, ist eine Sache; einen passenden Namen für das neue Unternehmen zu finden eine ganz andere. „Wunderbox“ klingt pfiffig und modern – bis man damit bei einem traditionellen Mittelständler aufschlägt, den man als Kunden gewinnen will. Ein Jungunternehmen ohne langjährige Erfolgsbilanz, das sich „Wunderbox“ nennt? Da könnten Türen zu neuen Geschäftspartnern zugehen, bevor man überhaupt richtig eintreten konnte. Also musste umgedacht werden, erzählt Julian Madrzak, Mitgründer und Co-Geschäftsführer einer jungen Technologiefirma, mit einem Lachen. Seither heißt sein Unternehmen (ganz seriös) remberg – und ist gut im Geschäft mit einer Softwarelösung für industrielle Mittelständler.

Videos schauen vor dem Erstkontakt

Solche Kommunikationshürden sind im Aufeinandertreffen von etablierten Organisationen und jungen Entrepreneuren auf beiden Seiten keine Seltenheit. Aber sie lassen sich vermeiden mit guter Vorbereitung und der Bereitschaft, sich in die Haut des anderen zu versetzen, sagt Christian Mohr, Managing Partner von UnternehmerTUM in München, Europas führendes Innovations- und Gründungszentrum, dessen Kernaufgabe darin besteht, Start-ups in ihren vielen Aufgaben, die neben dem Tagesgeschäft anfallen, zu begleiten und weiterzubringen. Kommunikation ist hier durchaus ein Schwerpunkt, erzählt Mohr, weil die wenigsten Gründer davon ausreichend Ahnung haben. Und falsche Kommunikation kann gerade für ein Jungunternehmen ohne „track record“ fatale Folgen haben. Man duzt den Chef einer alteingesessenen Firma eben nicht einfach mal so – auch wenn das in der Start-up-Kultur gang und gäbe ist.

Umgekehrt suchen viele Traditionsfirmen und Organisationen inzwischen den Zugang zu Start-ups und stellen sich dabei zum Teil auch sehr ungeschickt an. „Es klingt so einfach, ist es in der Praxis aber häufig nicht. Man sollte sich immer bewusst sein, was genau man vom anderen will und entsprechend passgenau kommunizieren“, rät Mohr. Das gehe zum Beispiel sehr gut, indem man vor einem Erstkontakt im Internet nach Videos des potentiellen Gesprächspartners sucht. Gerade junge Entrepreneure präsentieren sich gerne auf LinkedIn oder Youtube – so erhält man bereits einen guten Eindruck, „wie jemand tickt“.

Instagram und Tik Tok sind nicht alles

Grundsätzlich gehe es in der Kommunikation in der Start-up-Welt natürlich lockerer zu, als zum Beispiel in großen Konzernen, erzählt Julian Madrzak. Das liege schon an der Firmengröße; die einen haben Stäbe und viele Hierarchien, die anderen sind 20 Menschen in angemieteten Büroräumen. „Da soll mir dann auch der Praktikant oder die Praktikantin direkt die Meinung sagen, das fordere ich sogar ein“, sagt Madrzak. Für ältere Semester mag das vielleicht befremdlich wirken. Aber auch ein erfolgreiches Start-up könne nicht einfach auftreten, wie es wolle, betont der remberg-Mitgründer. „Wenn ich mich mit einem Mittelständler aus der Industrie austausche, sind wir förmlich beim Sie und vermeiden durch unsere Sprache und Auftreten, dass wir als Fremdkörper Startup im traditionellen Maschinenbau-Mittelstand wahrgenommen werden“, erläutert er.

Und natürlich gibt es auch über die Start-up-Welt Mythen, die sich in der Realität schnell widerlegen lassen. Etwa, dass junge Firmen nur über TikTok oder Instagram kommunizieren. Das mag für das eine oder andere Startup gelten, das speziell ein junges Zielpublikum hat, sagt Christian Mohr. „Gründer im Industriesektor dagegen sind häufig klassische Visitenkartensammler“, ergänzt er. Und so kann Kommunikation mit einem Start-up durchaus auf Augenhöhe stattfinden, auch wenn sich hier zwei Kulturen begegnen, stimmen die beiden Referenten des Abends überein. Aber ein richtiges Gleichgewicht ist es derzeit dann wohl doch nicht. „Start-ups haben gerade den Vorteil, dass ihnen sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wird und das Geld von den Investoren auf eine überschaubare Anzahl an relevanten Startups trifft. Aktuell ist viel Kapital im Markt. Das macht natürlich schon sehr selbstbewusst im Auftreten, neben gutem Pitch-Training“, resümiert der UnternehmerTUM-Partner.

Text: Holger Paul
Foto: UnternehmerTUM