BdKom zu Besuch bei BASF in Ludwigshafen

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„Wenn die Fackeln brennen, ist alles in Ordnung.“ - BdKom zu Besuch bei BASF in Ludwigshafen

2.850 km Rohrleitungen, die die 200 Fabriken verbinden, 230 km Schienen und 106 km Straße auf einem Werksgelände, das fast so groß ist wie Manhattan: Viel zu sehen und staunen gab es für die BdKom-Landesgruppe Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland am 12. September beim Chemiekonzern BASF SE in Ludwigshafen.

Bei der Werksrundfahrt beeindruckte insbesondere das ausgefeilte Logistikkonzept mit vollautomatischen Transportfahrzeugen, dem Tankcontainerlager und einem Kombiterminal, wo jährlich 500.000 Container umgeschlagen werden. 25 Prozent des Warenverkehrs werden über Schienen abwickelt, 35 Prozent über die Straße und 40 Prozent per Schiff. Fun Fact: Damit sich die rund 39.000 Beschäftigten auf dem zehn Quadratkilometer großen Gelände schnell und unkompliziert fortbewegen können, stellt das Unternehmen neben Bussen und Elektroautos auch insgesamt 13.000 Werksfahrräder zur Verfügung.

„Innovation wird groß geschrieben!“

„BASF war von Beginn an innovativ. Die Wurzeln für den heutigen Erfolg liegen in der 155jährigen Geschichte“, betonte Christine Busch, Besucherbetreuerin bei BASF während der Rundfahrt. 1897 sei in der Indigo-Fabrik die Farbe erfunden worden, die seitdem die Jeans von Levi Strauss blau färbt. Aber auch das typische Ferrari-Rot stamme von BASF-Forschern, ebenso wie das 1928 erfundene Verfahren zur Herstellung von Acethylen zur Produktion von synthetischem Kautschuk oder das 1951 erstmals hergestellte Styropor zur Wärmedämmung. „Wir verflüssigen hier auch Argon bei minus 186 Grad, so kalt ist es nicht einmal auf dem Mond“, berichtete Pasa Kayaoglu vom Besucherservice. „Der Umsatz von BASF betrug im vergangenen Jahr 59 Milliarden Euro, davon wurden allein zehn Milliarden Euro mit Produkten erzielt, die weniger als fünf Jahre auf dem Markt sind.“

„Wir kopieren die Natur“

Um die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten, wurden die BdKom-Mitglieder in zwei großen Bussen über das Gelände chauffiert. Im hochmodernen Besucherzentrum konnten die Kommunikatoren anschließend erkunden, wo überall im Alltag Chemie eingesetzt wird – zum Beispiel in Turnschuhen, in Zahnpasta und Pampers oder Autositzen. „Was viele nicht wissen: bei chemischen Produkten ist BASF der größte Automobilzulieferer der Welt“, erläuterte Christine Busch. Weitere Schwerpunkte der interaktiven Ausstellung auf fünf Ebenen waren die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Auf der historischen Etage lernten die Besucher unter anderem, dass der ursprüngliche Unternehmensname von BASF ‚Badische Anilin- und Soda Fabrik’ ist und dass die Stadt Ludwigshafen gerade sechs Jahre älter ist als das Unternehmen.

„Reputation ist unser Geschäft“

In der anschließenden Diskussion erläuterten BdKom-Mitglied Dr. Kristina Winzen (Vice President Site Communications Ludwigshafen) und Michael Wadle (Head of Visitor Center and Corporate History) die Ziele und Aufgaben ihrer Zuständigkeitsbereiche. Rund 50 Beschäftigte arbeiten in der Standortkommunikation, zu der das Besucherzentrum, das historische Unternehmensarchiv, die externe und interne Kommunikation sowie das gesellschaftliche Engagement für die Metropol-Region-Rhein-Neckar zählen. „Das Vertrauen unserer Beschäftigten und unserer Nachbarn ist uns sehr wichtig“, betonte Dr. Kristina Winzen und erklärte, dass das Unternehmen in der internen Kommunikation auf eine Multichannel-Strategie mit Zentralmedien und Dialogformaten setze.

„Wenn die Fackeln brennen, ist alles in Ordnung“

Ein wichtiges Thema sei für die Standortkommunikatoren auch die mögliche Belästigung von Anwohnern durch Lärm oder Feuerschein beim An- oder Abfahren von Anlagen, zum Beispiel der beiden Steamcracker. In den Crackern nehmen zahlreiche Wertschöpfungsketten von BASF ihren Anfang. Mit Hilfe von Dampf (engl. „steam“) werden hier jährlich rund zwei Millionen Tonnen Rohbenzin (Naphtha), das aus langen Kohlenwasserstoffketten besteht, aufgespalten (von engl. „to crack“ – spalten). Dabei entstehen im Wesentlichen Ethylen, Propylen, Butadien, Pyrolysebenzin und Wasserstoff. Der DAX-Konzern betreibe weltweit insgesamt fünf dieser Steamcracker: zwei im Stammwerk in Ludwigshafen am Rhein, einen im Werk in Antwerpen, den größten in Port Arthur (Texas) und einen weiteren in Nanjing (China). Für die Menschen in der Umgebung des Werksgeländes können Fackeltätigkeiten durch deutlich sichtbarem Feuerschein sowie  Geräuschentwicklung durchaus eine Belastung sein, räumte Winzen ein.  „In verschiedenen Dialogformaten mit der Bevölkerung erklären wir deshalb immer wieder, dass alles in Ordnung ist, wenn die Fackeln brennen.“ Diese Fackeln sind als Sicherheitseinrichtung essentiell. Mit ihrer Hilfe werden überschüssige Gase verbrannt. Diese fallen vor allem beim An- oder Abfahren einer Anlage an, zum Beispiel im Rahmen von Reparaturen oder Revisionen.

„BASF ist sich auch ihrer historischen Verantwortung bewusst,“ gegänzte Michael Wadle. “Deshalb hat der Konzern zusammen mit dem Fritz-Bauer-Institut eine Ausstellung “Die IG Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz” konzipiert.“ Wenn sich im kommenden Jahr zum hundertsten Mal die Explosion der Ammoniak-Synthese Anlage in Oppau jähre, wird sich das Team um Kristina Winzen und Michael Wadle ebenfalls an den Gedenkveranstaltungen der Stadt Ludwigshafen engagieren. Bei dem Chemieunfall starben seinerzeit 559 Menschen.

Kommunikation in Zeiten von Corona

Erste Presseanfragen zum Thema mit Blick auf das Virus aus China erreichten das Team bereits im Januar 2020. Bis Juli gingen dann rund 150 weitere Medienanfragen ein. Ab Mitte März habe sich die BASF mit verschiedenen Maßnahmen, wie zum Beispiel der Aktion „Helping Hands“ engagiert. „Das Unternehmen hat Handdesinfektionsmittel hergestellt und Schutzmasken sowie Gesichtsschilder aus einem 3-D-Drucker im Rhein-Neckar-Raum gespendet“, sagte Kristina Winzen.

Erstes Ziel der internen Kommunikation war zu Beginn der Krise, die Beschäftigten schnell und kontinuierlich zu informieren, um Unsicherheiten vorzubeugen. Ab April kamen dann neue Kommunikationsformate zum Einsatz, die das Engagement der Mitarbeitenden zeigten. „Wir haben gemerkt, dass die Kolleginnen und Kollegen selbst zeigen wollten, was sie leisten“, berichtete Kristina Winzen, die 1998 als Historikerin im Unternehmen gestartet und seit 2018 Leiterin der Standortkommunikation in Ludwigshafen ist. „Ich mag meinen Job sehr“, betonte sie, „es ist eine schöne Verbindung von strategischen Themen zu handfester Umsetzung.“

Text: Bettina Schmidt / Petra Tursky-Hartmann
Foto: Petra Tursky-Hartmann