Seit fast einem Jahr sind viele Angestellte kaum im Büro. Es gilt Social Distancing. Birgit Hiller, Präsidiumsmitglied des BdKom und Leiterin Interne Unternehmenskommunikation und Kommunikation Produktionsnetzwerk bei der BMW Group, hat für die aktuelle Ausgabe des pressesprechers einen Beitrag darüber geschrieben, mit welchen Tools und über welche Kanäle die BMW Group den Teamspirit versucht aufrechtzuerhalten.
Von Birgit Hiller
Unsichtbar im Homeoffice – zahlreiche Beschäftigte hat die Coronakrise vor unerwartete Probleme gestellt. Werde ich überhaupt noch wahrgenommen? Wie kann ich auf meine Leistung aufmerksam machen? Aber auch die Unternehmen spüren die Veränderung massiv. Denn Unternehmen wie Mitarbeiter brauchen Begegnungen, benötigen Austausch und Kommunikation, denn nur so kann Gemeinsamkeit entstehen. Genau das aber war und ist während der Corona-Pandemie vielen Beschäftigten verwehrt.
Kollegen physisch nicht mehr treffen zu können, bedeutet überquellende E-Mail-Postfächer, unzählige Telefonkonferenzen und Videocalls. Die gute Nachricht ist: Während der Coronakrise haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit derselben Intensität gearbeitet und Ergebnisse geliefert wie sonst auch.
Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass der internen Kommunikation in einer solchen Krise eine Schlüsselrolle zukommt. Es geht darum, den Informationsfluss sicherzustellen und ihn gerade jetzt zu intensivieren. Denn nur so können wir das Wir-Gefühl fördern, das bei der BMW Group besonders stark ausgeprägt ist. Mit hoher Frequenz haben wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die internen Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie informiert – aktuell und transparent. Als Basis dienen unter anderem ein Leitfaden und eine umfangreiche Intranet-Seite zu allen Aspekten rund um das Arbeiten unter Corona-Rahmenbedingungen.
Mindestens ebenso wichtig war jedoch der Dialog mit unseren Beschäftigten, den wir erheblich gestärkt haben. Die entsprechenden Kanäle und Formate waren bereits vorhanden. Unsere Mitarbeiter-App und das Intranet spielten dabei eine wesentliche Rolle. Videos des Vorstandes, digitale Führungskräfte-Foren und Mitarbeiter-Dialogformate – all das haben wir deutlich ausgebaut. Die Herausforderung: jede Kommunikation von vornherein unter dem Aspekt der digitalen Verbreitung zu denken. Sämtliche Veranstaltungen haben wir entweder rein digital im Video- und Audioformat oder in Hybridform mit wenigen Teilnehmern vor Ort umgesetzt.
Holschuld der Unternehmen
In der Pandemie haben wir viel dazugelernt: Galt Streaming vor Corona besonders in unseren internationalen Tochtergesellschaften oft nur als nützliche Zugabe, so konzipieren wir inzwischen jede größere Info-Veranstaltung entsprechend und betrachten sie aus der Kamera-Perspektive. Wir alle haben Erfahrungen gesammelt, wie wir IT-Tools wie Microsoft Teams oder Skype gezielt nutzen können, um im Kontakt mit den Kollegen zu sein. Sei es in täglichen Morgen-Briefings, in digitalen Workshops oder einfach zwischendurch mit einem Selfie aus dem Homeoffice.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichtbar machen im Homeoffice – das ist vor allem eine Holschuld des Unternehmens. Hier kommt es besonders auf die Führungskräfte an. Auf ihre Vorbildfunktion und ihr bewusstes, aktives Handeln. Denn der Weg in die Sichtbarkeit heißt immer Kontakt.
So ermöglichen kurze, bewusst eingeplante Pausen während längerer Videokonferenzen, sich auszutauschen. Gerade in Zeiten von Physical und Social Distancing tut ein spontaner Anruf einfach gut. Wer im Homeoffice sitzt, freut sich über jede Rückmeldung. Und wenn sich dann während eines Calls mal ein Kind zu Wort meldet oder ein Hund bellt, so stellt das Nähe her in schwierigen Zeiten und liefert bestenfalls Stoff für den nächsten digitalen Austausch.
Es gibt also eine ganze Reihe von Möglichkeiten, Kontakt herzustellen, um erfolgreich zusammenzuarbeiten und das Wir-Gefühl zu stärken. Empathie ist wichtig, Wertschätzung geradezu essentiell. Aber eines ist auch klar: Unternehmen, die vor der Corona-Pandemie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaum angesprochen haben, werden dies während der Krise erst recht nicht tun. Denn das ist eine Frage der Unternehmens- und Führungskultur.
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