Nachbericht zur Veranstaltung "Wissenschaft und Medien – Passen Studien in Schlagzeilen?"
Christian Drosten, Hendrick Streeck, Viola Priesemann – ist Personalisierung in der Kommunikation der Pandemie hilfreich? Oder lenkt das Spotlight auf die Person vom Fokus der Wissenschaftskommunikation ab, dem Erklären und Einordnen von Fakten? Unter anderem darum ging es beim VTalk „PR trifft Journalismus: Wissenschaft und Medien – Passen Studien in Schlagzeilen?“ am 19. April, verbreitet über den Facebook-Kanal des taz-Cafés und mitorganisiert von der BdKom-Landesgruppe Berlin/Brandenburg.
Engagiert wurde über den Einsatz von Maßnahmen der professionellen Kommunikation gestritten. Dr. Christina Beck, Head of Communications der Max-Planck-Gesellschaft und stellvertretende Leiterin der neu initiierten BdKom-Kompetenzgruppe Wissenschaftskommunikation, sieht die positiven Aspekte von Personalisierung: Sie schafft Vertrauen. Gerade in der ersten Phase der Pandemie haben Personen wie Christian Drosten dazu beigetragen, komplexe Erkenntnisse aus der Wissenschaft verständlich in die Öffentlichkeit und die Politik zu transportieren. Wissenschaftler als Experten und Ratgeber.
Diesen Experten wird ein informiertes Vertrauen entgegengebracht, wenn sie als Person eine erkennbare Fachkompetenz ausstrahlen, eine Gemeinwohlorientierung haben und charakterlich integer wirken. Diese aus der Psychologie abgeleiteten Kriterien gelten auch für die Corona-Kommunikation, analysierte Dr. Annette Leßmöllmann, Professorin für Wissenschaftskommunikation am Karlsruher Institut für Technikzukünfte.
Natürlich kann das Baden im Rampenlicht dem Experten schnell als Eitelkeit ausgelegt werden. Wolfram Winter, Berater von Virologe Hendrick Streeck, findet das aber nicht besonders schlimm. Das Interesse der Medien ist für Wissenschaftler eine ungewohnte Erfahrung – dabei stellt gerade in dieser Profession Eitelkeit durchaus ein Antrieb für die Anerkennung der eigenen Forschung dar.
Konsens war, dass Wissenschaftsjournalismus anders funktioniert als das schnell getaktete Politikressort. Wissenschaft braucht Einordnung – das erfordert Gründlichkeit und Zeit. Ein gutes Beispiel brachte Korinna Hennig, die beim NDR den Grimme-Preis-dotierten Podcast „Corona Update“ moderiert. Als der Sender vor über einem Jahr die Beiträge mit Christian Drosten startete, wollte die Social-Media-Redaktion das durch Zitatekacheln begleiten. Schön gedacht, in der Praxis aber schwer umsetzbar, fehlen bei solchen Kürzestzitaten doch Kontext und Einordnungen. Das öffnet Interpretationsspieläume, die am Ende politische „Spins“ ermöglichen, was Dr. Daniel Lingenhöhl, Chefredakteur von „Spektrum Wissenschaft“ anhand mehrerer Beispiele illustrierte.
Die gesamte, gut einstündige Diskussion moderierte die freie Journalistin und Autorin Susanne Lang. Sie kann hier nachgeschaut werden.
Text / Bild: Marco Weber