Nachbericht: „Fachkräfte- mangel in Deutschland“

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Nachbericht der FG Wirtschafts- und Finanzkommunikation: „Fachkräftemangel in Deutschland und keiner stellt mich mit 20 Jahren Berufserfahrung ein“

Am 15. April 2021 fand der seit über 10 Jahren viermal jährlich in Frankfurt durchgeführte Finanzstammtisch zum ersten Mal virtuell mit einem Impulsvortrag von Ulrich Schuhmann (Schuhmann Personalberatung) statt.

Berufliche Veränderung und Chancen am Arbeitsmarkt waren bisher immer ein Thema im Austausch mit den Teilnehmenden des Finanzstammtischs. Viele Kommunikator*innen würden sich gerne umorientieren, möchten sich austauschen über neu geschaffene Positionen und Wechselmöglichkeiten. Nach langjähriger Berufserfahrung stellen sich viele die Frage: Was kommt noch und wie sieht mein beruflicher Weg in der Kommunikation zukünftig aus?

Die gute Nachricht vorweg: Der Arbeitsmarkt verzeichnet eine gestiegene Nachfrage an Kommunikator*innen – und auch mit 20 Jahren Berufserfahrung und dem entsprechenden Alter hat man gute Chancen, sich beruflich in der Kommunikation zu verändern. Dazu trägt bei, dass die „alten Qualifikationen“ wie Storytelling, Change, Branding, EQ und Führung (remote) gefragter sind, denn je. Ergo: Die alten Hasen, die „Digital Immigrants“ werden also nicht unweigerlich von den „Digital Natives“ abgelöst.

Überraschen mag aber, dass

  • Assessment Center oder Case Studies zum Bewerbungsalltag auch bei Seniors mit langjähriger Berufserfahrung gehört
  • jeder Lebenslauf „customized“ sein sollte – auf jede Stelle individuell angepasst
  • Downsizing der Aufgabe und Lücken im Lebenslauf akzeptiert werden, wenn sie  entsprechend erläutert und positiv dargestellt werden.
  • das gute alte Motivationsanschreiben nach wie vor wichtig bleibt: es ist die erste Arbeitsprobe eines Kommunikators.
  • das tatsächliche Alter weniger zählt, als das Bild, das man vermittelt. Deshalb zählen Weiterbildung und Foto mehr als das Geburtsdatum.

Die Frage, wie man Digitalkompetenz auch als „Digital Immigrant“ nachweist, beantwortet Herr Schuhmann so: „Durch Ihre Spuren im Netz, wie professionell Sie sich dort bewegen, liken und insbesondere kommentieren, beweisen Sie, dass Sie Social Media für Ihr Personal Branding, aber auch für Ihren Arbeitgeber im Griff haben.“

Realistischerweise muss sich jeder, der sich verändern möchte, dem Wandel in der Branche und der Gesellschaft anpassen:

  • Content is King – eine journalistische Vorbildung und Berufserfahrung in der Kommunikation sind vermehrt nachgefragte Einstellungskriterien.
  • Langjährige Berufserfahrung per se ist kein Argument auf ein höheres Gehalt – es kommt immer auf die individuelle Berufserfahrung, Spezialisierung, Fortbildung und Kompetenzen an.
  • Gehaltssteigerungen von mehr als 10 % sind bei einem Wechsel schwer durchsetzbar.
  • Teilzeit und Work-Life-Balance sind im Markt noch nicht wirklich angekommen.
  • IR (Investor Relations) fordert mehr analytische Fähigkeiten und Qualifikation als DIRK – in den Unternehmen gibt es kaum noch PR & IR in Personalunion.
  • KI gesteuerte Personalauswahl führt nicht zu mehr Diversität, sondern schreibt systematisch die Situation der Vergangenheit fort.

Die rege Diskussion hätten wir noch lange fortführen können. Das Interesse der Teilnehmer nach weiteren Einblicken, Tipps und Einschätzungen ist hoch. Wir würden uns freuen, Herrn Schuhmann bei einem unserer nächsten Präsenz- Finanzstammtische (Save the Date: 16. Juni, 17. August und 18. November) dabei zu haben und den Austausch dort fortsetzen zu können.

Text: Heike Schwerdtfeger/Gertrud Hack
Bild: Auszug aus der Präsentation von Ulrich Schuhmann