Groß oder klein: Heißt es trans Person oder Transperson?

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Der BdKom veröffentlicht in jeder Ausgabe des Magazins KOM sowie online die Kolumne Fair formuliert. Die Autorin des Kompendiums Gendersensible Sprache greift darin jeweils eine Frage auf, die unter Kommunikationsprofis diskutiert wird. Diesmal geht es um die mitunter heftig diskutierte Schreibweise zur Benennung von transgeschlechtlichen Menschen. 

Momentan warten viele Menschen gespannt auf den Referentenentwurf des Selbstbestimmungsgesetzes, dem eine heftig geführte Debatte in den Medien vorausging. Das Gesetz soll regeln, welche Schritte transgeschlechtliche Personen absolvieren müssen, bevor ihr Geschlechtseintrag im Personenstandsregister geändert werden kann. Nun sind vor allem die Medien gefordert, die Diskussion um Altersgrenzen, psychologische Begutachtungen und Frauenschutzräume angemessen zu moderieren.

Dabei müssen die Redaktionen für ihre Berichterstattung über transgeschlechtliche Menschen sprachlich eine Entscheidung treffen. Und zwar über die Schreibweise von trans beziehungsweise trans-: Schreiben sie es klein und getrennt: trans Mann? Oder wird aus der Vorsilbe trans- ein Nomen? Dann hieße es etwa Transmann, eine Ableitung, die manchmal auch mit Bindestrich geschrieben wird: Trans-Mann. Was ist nun richtig?
Transidentity Guides handhaben es unterschiedlich
Diese Frage stellten sich auch die Kommunikationsteams von Otto und der Telekom, als sie sich in der Konzeptionierungsphase ihrer Leitfäden zum Umgang mit Transsein am Arbeitsplatz befanden. Im vergangenen Jahr veröffentlichten sie nämlich ihren Transidentity Guide und das Transgender Handbuch. Der Energiekonzern RWE war mit seiner Gender-Transition-Guideline sogar noch ein Jahr früher dran. Ein Blick in die digitalen Dokumente offenbart zahlreiche Varianten. In einer früheren Version schrieb Otto noch Trans-Personen, später ging das Team über zu trans Personen. Die Telekom schreibt trans* Personen (mit Leerzeichen). RWE hingegen nutzt Trans*Mitarbeitende, Transkolleg*innen, Trans-Kolleg*in oder Trans*frauen. Die Verwirrung ist perfekt.
Das sagt der Duden
Einerseits besteht das Wesen dieses Schreibwandels ja aus dem Nebeneinander verschiedener Vorschläge, auf trans- und intergeschlechtliche Personen zu referieren. Andererseits scheint langfristig eine Einigung erstrebenswert. Im Duden gibt es drei Einträge dazu: 1) trans als Adjektiv unter dem Label „Jargon-Begriff“, 2) Transfrau oder Transmann als Substantive und 3) trans- als Vorsilbe, die quer durchhinüber, jenseits oder über bedeuten kann. Bei diesem Eintrag wird vermutlich irgendwann unter „Bedeutung“ transgender eingetragen, denn so wird diese Vorsilbe mittlerweile häufig eingesetzt, um daraus Wörter wie Transfrau zu bilden.
Was wünscht sich die Community?
Transorganisationen wie der Bundesverband Trans* empfehlen hingegen die Adjektivschreibweise, da sie auch etwas aussagt: und zwar, dass das Transsein eine Eigenschaft unter vielen sei wie etwa das Klein- oder Großsein. (Wir schreiben ja auch nicht Großfrau oder Kleinmann.) Schwierig ist dabei, dass sie das Adjektiv trans vor das Nomen stellen (trans Person), obwohl es nicht gebeugt werden kann: eine transe Person funktioniert nicht. Diversity-Beraterin Sigi Lieb ergänzt: „Der adjektivische Gebrauch von trans vor dem Nomen konstruiert eine Ausnahme von der Ausnahme in der ohnehin komplizierten Adjektivdeklination. Das empfinde ich als exkludierend für alle, die Deutsch ohnehin als schwer empfinden.“

Was sagt die Wortbildungsforschung dazu? Annette Klosa-Kückelhaus ist Leiterin des Programmbereichs „Lexikographie und Sprachdokumentation“ beim Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim und erklärt auf Nachfrage: Das Wortbildungselement trans- gehöre zu den Vorsilben – genauso wie anti-inter-ultra- und so fort, und wollte man eine Vorsilbe als Adjektiv verwenden, würde es sich linguistisch um eine Konversion handeln. Eine Konversion ist ein Wortartwechsel ohne Veränderung der Form, wie beispielsweise bei Klasse (Nomen) zu ein klasse Auto (Adjektiv). Wortartwechsel von Vorsilben zu Adjektiven sind laut der Expertin allerdings bislang nicht bekannt. Wenn man trans also deutlicher absetzen will, wie mitunter gewünscht, könne man mit Bindestrich trennen: Trans-Frau.

Es bleibt spannend, welche Form sich durchsetzen wird. Eine Faustregel könnten alle schon jetzt beachten: Wenn man sich für eine Variante entschieden hat, sollte man diese im Text durchgängig benutzen.

Quellen:

Transidentity-Guide von Otto: https://www.otto.de/unternehmen/de/kultur/transidentity-guide-geschlechtliche-identit%C3%A4t-geh%C3%B6rt-an-den-arbeitsplatz

Transgender-Handbuch der Telekom: https://www.telekom.com/de/konzern/details/zeig-wer-du-bist-1017380

Transition-Guideline von RWE: https://www.rwe.com/der-konzern/diversity/sexuelle-orientierung-und-geschlechtsidentitaet/

Duden-Eintrag zu transhttps://www.duden.de/rechtschreibung/trans

Duden-Eintrag zu Transmann/Transfrau:
https://www.duden.de/rechtschreibung/Transmann