Bundestagswahlkampf 2021: Kommunikation der Parteien im Fokus
„Hinsichtlich der digitalen Wahlkampfkommunikation gibt es bei den Parteien seit einigen Jahren einen eindeutigen Professionalisierungsschub, der sich in der Corona-Pandemie nochmals verstärkt hat .“ Dieses Fazit zog der Hamburger Politikberater Martin Fuchs im Rahmen der Online-Veranstaltung „Top oder Flop – Kommunikation im Bundestagswahlkampf“, zu der die BdKom-Landesgruppe Mitteldeutschland am 9. September 2021 in Kooperation mit der DPRG-Landesgruppe Sachsen, dem DJV Sachsen und dem Mitteldeutschen Presseclub eingeladen hatte. Martin Fuchs diskutierte die heiße Wahlkampfphase mit Malte Pieper, Redakteur bei MDR aktuell in Leipzig, und FAZ-Korrespondent Stefan Locke.
Digitale Kanäle – wichtig für die Mobilisierung, aber nicht allein wahlentscheidend
Für den Wahlerfolg ist eine starke digitale Community entscheidend. Accounts auf Facebook, Twitter, Instagram und YouTube betreiben die Parteien alle, Messengerdienste sind ebenso zentrale Mobilisierungskanäle. Bei der Kommunikation über die digitalen Kanäle orientieren sich die Parteien auch an den Neigungen ihrer Sympathisantinnen und Sympathisanten. „Die CDU hat beispielsweise das YouTube-Format ‚Home Sweet Germany‘ kreiert und die CSU hat sich auf TikTok eingeschossen“, führte Martin Fuchs aus. Die Grünen würden auf Instagram ihre Botschaften verbreiten, die SPD stark auf Telegram und die FDP auf LinkedIn setzen. „Die Social Media-Strategie der AfD ist auf Facebook und die Facebook-Gruppen ausgerichtet.“ Auch die Linke verfüge über eine über Jahre gewachsene Facebook-Community.
Bei aller Relevanz sozialer Netzwerke und deren Bedeutungszuwachs in den letzten Jahren werde die Wahl letztlich jedoch nicht online entschieden: „Der Wahlentscheidungsprozess ist komplex – langfristige Parteienbindung und Faktoren wie der soziodemografische Hintergrund der Wählenden spielen hierbei eine wesentliche Rolle“, machte Martin Fuchs deutlich.
Ist die Bundestagswahl bereits entschieden?
Auf Grund der Wirkmächtigkeit der sozialen Netzwerke entstehen gerade in Wahlkämpfen mancherlei Scheindebatten und Wahlumfragen bewirken nicht selten Strategiewechsel in den Parteizentralen. Doch ist die Bundestagswahl bereits entschieden? Diese Frage schätzten die Diskutanten des Abends durchaus unterschiedlich ein. Während Stefan Locke sicher war, dass gerade mit Blick auf die Volatilität der Parteienpräferenzen in den letzten Tagen des Wahlkampfes noch viel drin sei, machte Malte Pieper demgegenüber insbesondere für die CDU einen deutlichen Trend aus. Anfangs habe sich die Partei auf die Grünen als ihren Hauptgegner im Wahlkampf eingestellt, nun sei es aber die SPD. Er schätzte ein, dass sich das Wahlergebnis in der Grundtendenz in den letzten Umfragen abzeichne. Die Kandidatenkür bei der Union sei im Vergleich zur SPD sehr spät erfolgt, ergänzte Martin Fuchs, während der SPD-Kandidat lange bekannt gewesen und seine Kampagne langfristig vorbereitet sei. Schlussendlich sei zudem die Geschlossenheit der SPD ein Faktor, der zu dem aktuell positiven Trend für die Partei beigetragen habe. Es bleibt also auch in den letzten Tagen vor der Bundestagswahl noch spannend und man kann gebannt auf den Wahlausgang blicken.
Bericht: Martin Gey, Landesgruppe Mitteldeutschland