
Revolution oder keine Revolution – das ist hier die Frage
„Viva la revolución“ – jeder kennt diesen Schlachtruf, aber jeder versteht im Zweifel auch etwas anderes darunter. Die kubanische Regierung zum Beispiel sieht die Revolution, die 1959 mit Fidel Castros Einzug in Havanna begann, heute noch in vollem Gange. Der kubanische Künstler Hamlet Lavastida dagegen bezweifelt, dass in Kuba eine Revolution überhaupt stattgefunden hat – eben, weil sie angeblich seit nunmehr 65 Jahren andauert und weil sich die Verhältnisse auch nicht so maßgeblich geändert haben, wie es bei einer echten Revolution passiert wäre. Revolución sin la Revolución heißt daher seine aktuelle Ausstellung in der Villa 102, die sich mit der visuelle Sprache des kubanischen Sozialismus auf originelle und eindrucksvolle Weise beschäftigt.
Gezeigt wird diese Ausstellung noch bis zum 2. Februar von der KfW Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Diskurs über große gesellschaftspolitische Transformationsthemen anzukurbeln, in der altehrwürdigen Frankfurter Villa 102 – einst als Literaturhaus weit über die Grenzen der Mainmetropole bekannt. Und genau dorthin und zu den Werken von Hamlet Lavastida hatten KfW Stiftung und die Landesgruppe Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland die BdKom-Mitglieder Mitte Januar eingeladen, um über Kunst, Propaganda, politische Unterdrückung, Meinungsfreiheit und die Methoden des kubanischen Staatsapparats zu diskutieren.
Denn frei und ohne Zwang arbeiten kann Hamlet Lavastida erst, seitdem er in Berlin im Exil lebt, erläuterte Rose Field, Kuratorin der Ausstellung und verantwortlich für den Bereich Kunst und Kultur der KfW Stiftung. In Kuba selbst war seine Kritik, die er in beeindruckenden Scherenschnitten von Propagandasymbolen und -bildern äußert, nicht gern gesehen – vor seiner Ausweisung musste der Künstler unter anderem einen Gefängnisaufenthalt überstehen. „Kuba betreibt Narrativkontrolle unter anderem durch Kritikkontrolle“, beschrieb es die Kuratorin. Auf sechs großen Schauwänden demonstrierte sie den gut 25 Teilnehmenden, wie geschickt Lavastida in seiner Arbeit die Verbindung zum Beispiel russischer und kubanischer Propagandamittel aufzeigt oder welche Motive auch von anderen autokratisch regierten Ländern übernommen wurden. (Eine Möglichkeit, Hamlet Lavastida persönlich zu erleben, gibt es am 29. Januar bei einem Diskussionsabend mit ihm und dem Grafikdesigner Dr. Felix Kosok in der Villa 102, Anmeldungen bei der KfW-Stiftung)
Nach der Führung war der Abend dann der Arbeit der Stiftung gewidmet – und einem fröhlichen Empfang des neuen Jahres. Wobei Landesgruppensprecher Oliver Claas auch nachdenkliche Worte fand mit Blick auf die gefährlichen Entwicklungen rund um X, Elon Musk und die Beeinflussung von Wahlen in Europa. Und auch mit Blick auf die Einstellung von Faktenchecks beim Meta-Konzern und die Präsenz der AfD auf TikTok. „Wer, wenn nicht wir Kommunikatoren, könnte hier gegenhalten“, fragte er. Dr. Michael Helbig, Vorstand der Stiftung, und Louisa Serwuschok, Referentin Kommunikation, beschrieben anschließend den Aufbau der Stiftung, die umfangreiche Neugestaltung der Villa 102 sowie ihre Themen- und Kommunikationsstrategie. Denn wer den Namen „KfW“ nutzen darf, unterliegt natürlich auch einer besonderen Verantwortung, ist die staatliche Förderbank doch verpflichtet, politisch neutral zu sein und zugleich große Transformationsziele – etwa den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft – zu fördern. „Wir wollen die Bank und ihre ökonomischen und ökologischen Ziele im gesellschaftspolitischen Bereich ergänzen, erläuterte Helbig. Eine große Aufgabe, die Fingerspitzengefühl erfordert. (Mehr Infos zur Stiftung: KfW Stiftung: Wandel gestalten)
Bildquelle: KfW-Stiftung