Für Transparenz, Wahrhaftigkeit und Integrität

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Aufruf des BdKom (Bundesverbandes der Kommunikatoren e.V.) und der DPRG (Deutsche Public Relations Gesellschaft) zum Bundestagswahlkampf 2024/25

Als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren aller Branchen fühlen wir uns in unserem beruflichen Handeln dem Kommunikationskodex des Deutschen Rats für Public Relations verpflichtet. Darüber hinaus schätzen wir als Staatsbürger in einer pluralistischen Demokratie den Wert des freien und fairen Meinungswettbewerbs. Mit dieser Haltung arbeiten wir in den Unternehmen und Organisationen, die wir beruflich vertreten. Wir glauben daran, dass jede und jeder für die eigenen Überzeugungen eintreten und für sie werben kann – und soll. Als Kommunikationsprofis haben wir gelernt, verschiedene Methoden anzuwenden, um Botschaften und Überzeugungen zu vermitteln. Gerade in Wahlkämpfen kann dazu auch gehören, zugespitzt oder polemisch zu argumentieren. Am Ende vertrauen wir jedoch auf die Überzeugungskraft des besseren Arguments. Und wir setzen auf die demokratischen Spielregeln, einander zuzuhören und nach jeder Auseinandersetzung wieder den Weg zu einem respektvollen Miteinander zu finden.

Wir sind davon überzeugt: Das Gerücht und die Lüge dürfen niemals gleichberechtigt neben dem Argument stehen. Auch nicht im Wahlkampf. Ohne gemeinsame Faktenbasis und ohne Respekt vor dem Gegenüber ist jede Diskussion zum Scheitern verurteilt. Wir stellen allerdings mit großer Sorge fest, dass diese Erkenntnis auch in der demokratischen Welt nicht mehr allgemeingültig zu sein scheint. Im Gegenteil: Zunehmend manipulieren staatliche Akteure, Lobbygruppen, Politikerinnen und Politiker, aber auch einflussreiche Einzelpersonen unsere auf der Meinungsfreiheit fußenden Debatten durch Methoden der „Dark PR“ und übertreten dabei die Regeln, die wir uns aus gutem Grund gegeben haben.

Kommunikation für die Demokratie

Manipulative Methoden wie Verschwörungserzählungen, erfundene Narrative, gefälschte Bilder, Videos und Nachrichten, Gerüchte ohne Quellen und persönliche Diffamierungen halten nach unserer Erkenntnis zunehmend Einzug in moderne Kampagnen. Grenzen, die wir nach der bitteren Erfahrung mit der Propaganda der Diktaturen des 20. Jahrhunderts mühsam gezogen haben, scheinen insbesondere in der digitalen Welt und in global wirksamen sozialen Netzwerken deutlich verschoben zu werden. Wahlen und Diskurse werden zudem mit Hilfe von Maschinen verzerrt – durch Algorithmen, die Empörungszirkel befeuern, durch massenhaften Einsatz von Bots und durch Generative AI. Diese Form von Kampagnen hat ethisch zweifelhaften Erfolg. Der Aufstieg populistischer Parteien und eine zunehmend unversöhnliche Polarisierung selbst vor kurzem noch gefestigter Demokratien sind sichtbare Folge.

Wenn solch zweifelhafte Methoden das Ringen um das bessere Argument in Politik und PR verdrängen, dann wird es zunehmend unmöglich, Wahrheit und Lüge voneinander zu unterscheiden.  Das Ende der Demokratie wäre die Folge. Und wir sehen Akteure, die auf genau dieses Ende hinarbeiten.

Als Mitglieder des BdKom und der DPRG werden wir unsere Demokratie verteidigen. Einen Weg in Manipulation und Täuschung gehen wir nicht mit. Selbst ein vermeintlich guter Zweck heiligt nicht die falschen Mittel. Wir sehen uns in einer Vorbildfunktion und bekennen uns heute mehr denn je zu Transparenz, Integrität, Wahrhaftigkeit und Fairness, wie sie im Kommunikationskodex festgelegt sind.

Gemeinsam für einen fairen Wahlkampf

Mit Blick auf den Bundestagswahlkampf 2024/25 fordern wir alle Kolleginnen und Kollegen in Politik- und Kampagnenteams, alle Kandidierenden, alle PR-Profis in Interessengruppen, Unternehmen und Verbänden sowie alle Journalistinnen und Journalisten auf, sich ohne Einschränkungen an die rechtlichen und ethischen Grundprinzipien der Kommunikationsarbeit zu halten. Wir ermuntern auch dazu, jeder Form von Kommunikation aktiv entgegenzutreten, die diesen Prinzipien widerspricht.

Als Berufsverbände ermutigen und unterstützen wir alle Kolleginnen und Kollegen, in diesem Sinne in ihrer Arbeit ihrem Gewissen und ihrer Professionalität zu folgen – erst recht dann, wenn dies Widerstandskraft und Mut erfordern sollte.

Alle Parteien sowie ihre Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer laden wir ein, sich unserem Aufruf anzuschließen und sich im gegenseitigen Wettstreit zu Wahrhaftigkeit, Integrität, Transparenz und Fairness zu verpflichten.

Berlin, 12. Dezember 2024