„Dann eröffnen Sie doch Ihr eigenes Museum“: BdKom zu Gast im Museum Reinhard Ernst

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Seit Juni 2024 gibt es einen Neuzugang in der Museumslandschaft, der sich – im wahrsten Sinne des Wortes – sehen lassen kann: Mitten in Wiesbaden auf der Wilhelmstraße hat nach drei Jahren Planungs- und fünf Jahren Bauzeit das Museum Reinhard Ernst (mre) eröffnet. Bereits in den ersten sechs Monaten lockte es 100.000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt in die hessische Landeshauptstadt. Dazu gehörten auch die Mitglieder der BdKom-Landesgruppe Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland. Rund 20 von ihnen hatten Mitte Dezember die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen des mre zu werfen. Kathrin Grün, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, teilte spannende Einblicke in die Kommunikationsarbeit und erläuterte die aktuelle Ausstellung „Farbe ist alles!“.

Modern, formschön und außergewöhnlich: ein Gebäude, das begeistert

Ein besonderer Hingucker: das Gebäude, das in Wiesbaden bereits liebevoll „Zuckerwürfel“ genannt wird. Es wurde vom japanischen Architekten Fumihiko Maki (1928-2024) entworfen, einem langjährigen Freund des Stifters Reinhard Ernst. Es besticht durch eine moderne, formschöne Gestaltung, die gezielt auf die Umgebung des Museums angepasst wurde. Sichtachsen, geschickt gewählte Ausblicke auf die gegenüberliegenden Gebäude, Deckenhöhen von bis zu 14 Metern und verschiedene Raumgrößen sorgen für ein luftiges und zugleich außergewöhnliches Raumgefühl. Eine weitere Besonderheit, auf die Kathrin Grün die Gäste hinwies: „Im gesamten Museumsbereich wurde auf tragende Säulen verzichtet.“ Diese Entscheidung beruhte auf komplexen statischen Berechnungen, berichtete Grün. So wurden allein zwei Jahre benötigt, um das Tragwerk für einen auskragenden Gebäudeteil zu ermitteln: Einer der Ausstellungsräume scheint zu schweben – er ruht auf einer Glasfassade. Um diesen Entwurf umzusetzen, wurde der Ausstellungsraum an zwei jeweils 30 Meter langen Wandscheiben aufgehängt, die durch querliegende Stützwände abgefangen werden. Doch die komplexe Bauphase habe sich gelohnt – das sehe auch der Stifter Reinhard Ernst so.

Ein neues Zuhause für abstrakte Malerei

Reinhard Ernst hat sich mit dem mre einen Herzenswunsch erfüllt: Seine rund 1.000 Kunstwerke, die er über die Jahre erworben hat, haben nun ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Rund 60 von ihnen sind momentan auf den vier Etagen des mre ausgestellt. Dabei war für den 1945 geborenen Ernst lange nicht klar, dass er sein Leben nicht nur dem Unternehmertum und seinen Unternehmen aus der Automatisierungstechnik, sondern auch der Sammlung von Kunst widmen würde. „Mit 40 Jahren besuchte er zum ersten Mal auf einer Geschäftsreise ein Museum“, erzählte Grün. Seitdem sollten noch mindestens 200 Kunstmuseen folgen. Im Laufe der Zeit weckten insbesondere abstrakte Werke, die nach 1945 und bis heute entstanden sind, sein Interesse.

Ernst kaufte, was ihn berührte – darunter Werke von K.O. Götz, Frank Stella, Helen Frankenthaler, Atsuko Tanaka und Hans Hartung. Doch mit einer zunehmend größer werdenden Sammlung an Gemälden und Skulpturen stellte sich ihm irgendwann die Frage: Was passiert damit, wenn seine Frau und er irgendwann nicht mehr leben? Reinhhard Ernst erkundigte sich bei einigen Museen, ob Interesse an der Sammlung bestehe. Aber keines der Angebote überzeugte ihn. Es war der Frankfurter Museumsdirektor Max Hollein, der halb im Spaß sagte: „Eröffnen Sie doch ein eigenes Museum.“ Dieser Ratschlag reifte in ihm – und wurde einige Jahre später in der Stadt Wiesbaden Wirklichkeit. Das Grundstück auf der Wilhelmstraße 1, ehemals ein Parkplatz, wurde von der Stadt im Rahmen eines Erbpachtvertrages zur Verfügung gestellt.

Kommunikation von Beginn an: eine besondere Chance

Damit das neue Kunstmuseum Fachkreisen, aber auch einem breiteren Publikum bekannt wurde, setzte das Team rund um Kathrin Grün auf einen ausgewogenen Kommunikationsmix. Neben regionalen und überregionalen Medien umfasste die Medienansprache diverse Rundfunksender sowie die Wirtschafts-, Architektur-, Design und natürlich Kunst- und Kulturmedien. Auch die eigenen Social-Media-Kanäle sind schnell zu einem wichtigen Baustein der Kommunikationsstrategie geworden. Außerdem wurde darauf geachtet, immer wieder neue Kommunikationsanlässe zu finden.

Daher lud das Kommunikationsteam bereits während der Bauphase zu zahlreichen Presseterminen ein – sei es bei der Anlieferung von tonnenschweren Skulpturen, die mit einem Kran ins Gebäude gehoben werden mussten, zu spannenden Hintergrundgesprächen oder zu persönlichen Interviews mit dem Stifter. „Dank dieser Vielzahl an Themen und Kommunikationsformaten waren wir auch über die Eröffnungswoche hinaus in verschiedensten Medien und Kanälen präsent“, so Grün. Auch 2025 sei einiges geplant, darunter die Kommunikation zu Sonderausstellungen, wie „Helen Frankenthaler. Move and Make“, die im 16. März 2025 eröffnet werden wird. Immerhin beherbergt das mre die mit knapp 50 Arbeiten größte private Sammlung von Helen Frankenthaler, ein wichtiger Kommunikationsanlass.